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Phosphatidylserin (PS)

Es klingt schon nach Power: PS wird als Gedächtnisstärker und Konzentrationshelfer angepriesen. Älteren Menschen soll es die geistige Leistungsfähigkeit erhalten, Junge soll es besser lernen lassen und Menschen in der Lebensmitte sollen mit Phosphatidylserin die geistigen Herausforderungen der modernen Arbeitswelt besser meistern, so verspricht es die Werbung. Sportler sollen ihr stressiges Training dank Phosphatidyl-Pillen besser durchhalten, Hyperaktive ruhiger werden und Depressive glücklicher. 

Die Europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde Efsa hatallerdings die offizielle Zulassung dieser Werbeversprechen, den sogenannten Health Claims, abgelehnt. Die Wirkung auf die verschiedenen Formen der Hirnleistung seien nicht ausreichend wissenschaftlich belegt. Die amerikanische Behörde für Lebensmittel und Medikamente FDA hat dem Phosphatidylserin als Zusatzstoff aber zumindest den Unbedenklichkeits-Status (Generally Recognized As Safe, kurz GRAS) zugebilligt.



 

Phosphatidylserin ist ein phosphathaltiger, fettähnlicher Bestandteil der Zellmembran, der mit der Aminosäure Serin verknüpft ist. Es bestimmt die Struktur der Zellmembran, beeinflusst so wesentlich, was in die Zelle aufgenommen wird und was sie abgibt. Es reguliert den Flüssigkeits- und Nährstoffhaushalt, die Ausschüttung von Neurotransmittern, den Informationsaustausch zwischen den Gehirnzellen. Das Denkorgan muss hohe Konzentrationen des Fettstoffes vorrätig halten, um eine gute Hirnfunktion zu gewährleisten.



 

PS ist einer der wichtigsten Bausteine der Zellmembranen von Nervenzellen im Gehirn. Das in die Membran eingebettete Phosphat-Fett-Molekül unterstützt den Zellstoffwechsel der Nervenzellen und beeinflusst die Kommunikation zwischen den Zellen. PS wird aus der Aminosäure Serin, Phosphat und Fettsäuren im Körper gebildet.

 

PS wirkt mit bei der Blutgerinnung und der Regulation der Hormonspiegel. Normalerweise kann der Körper selbst ausreichend Phosphatidylserin herstellen. Zur Unterproduktion kann es durch Mangel an wertvollen Fetten, der Aminosäure Methionin, dem Vitamin B12 oder Folsäure kommen.



 

Eigentlich wäre der Stoff auch in ganz normalen Nahrungsmitteln enthalten – allerdings ausgerechnet solchen, die ein schlechtes Image haben und deswegen von Ernährungsberaterinnen nicht so gern empfohlen werden, darunter Ei und Innereien wie Herz oder Hirn.

 

Auch fette Seefische, etwa Hering oder Makrele, ebenso Thunfisch, Hähnchenschenkel und weiße Bohnen bieten respektable Mengen. Zudem können auch Sojabohnen und Vollkorngerste zur Versorgung beitragen.

 

Das Nahrungsergänzungsmittel PS wird unter anderem aus Rinderhirn gewonnen, weswegen es zeitweilig im Verdacht stand, die Rinderkrankheit BSE zu übertragen.

 

Im Alter nachlassende Gehirnfunktionen könnten mit einer mangelnden Synthese dieses Stoff es zusammenhängen. In verschiedenen Studien wurde nachgewiesen, dass Nahrungsergänzungsmittel mit Phosphatidylserin bei alten Ratten eine Verbesserung des Auf- und Abbaus von Neurotransmittern bewirkte und den altersbedingten Verlust von Nervenzellstrukturen stoppen konnte.

 

Bei Versuchen unter Patienten mit Alzheimer bewirkte Phosphatidylserin eine höhere Verfügbarkeit von Glukose im Gehirn, dem wichtigsten Energielieferanten der Nervenzellen, und verbesserte die Gedächtnisleistung und kognitive Fähigkeiten. Studien zur Behandlung von Depressionen mit Phosphatidylserin zeigten ebenfalls positive Ergebnisse.

 

Phosphatidylserin kann allerdings  Nebenwirkungen wie Schlaflosigkeit und Magenverstimmung verursachen, insbesondere bei Dosen über 300 Milligramm. In Schwangerschaft und Stillzeit raten Mediziner sicherheitshalber von einer Einnahme ab.

 

Kinder sollten nach Ansicht von Ärzten PS nur vorübergehend für maximal vier Monate einnehmen. Als Mittel gegen das Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom (ADHS) ist es mithin ungeeignet, auch wenn es womöglich ein diesbezügliches Nährstoffdefizit beheben könnte. Besser ist die Studienlage für eine gezielte Ernährungsumstellung.